Sinn und Zweck

Taxonomie von Lernzielen im kognitiven Bereich nach Bloom
Der amerikanische Erziehungswissenschaftler Benjamin Bloom hat (bereits in den fünfziger Jahren) ein Taxonomie-Modell entwickelt, das hilft, das „Wie" des Lernens besser zu verstehen.
Das hierarchisch aufgebaute Modell unterscheidet sechs Stufen, wobei jede Stufe tiefer in den Sachverhalt eindringt. Das Modell ist so konstruiert, dass jede ranghöhere Stufe die Inhalte aller niedrigeren einschliesst. Die Taxonomie ordnet demnach Lernziele, die von einfachen Reproduktionsleistungen bis zu komplexen Problemlösungs- und Begründungsaktivitäten reichen. Durch die Zuordnung der Lernziele zu einer Kategorie können diese hinsichtlich ihrer Komplexität verstanden werden. Ein wesentlicher Effekt bei der Anwendung von Taxonomien besteht darin, dass sie dazu anregen, den Aufbau des Unterrichts bewusst zu entwickeln. Die
nachfolgend in kürzest möglicher Form dargestellten Taxonomie-Klassen sollen das Modell verständlicher machen, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Beispiele ebenfalls sehr vereinfacht sind.

Kenntnisse

Hier geht es um ein einfaches Abrufen aus dem Gedächtnis - dem Wissen und Erinnern von gelernten Fakten, Begriffen und Regeln. Es wird nicht berücksichtigt, ob Verständnis vorliegt oder ob Beziehungen gesehen werden sollen.
Beispiel: „Der Schüler soll die verschiedenen Teile der Pflanze (Wurzel, Stängel bzw. Stamm, Blätter, Blüte) aufzählen können."

Verstehen

Hiermit wird das niedrigste Verständnisniveau angesprochen. Lernende vermögen in eigenen Worten Zusammenfassungen des Gelernten wieder zu geben. Das Verstehen ist dann vorhanden, wenn eine SchülerIn eine Aufgabe erledigen kann, für die sie über alle Bestandteile verfügt, die für den Problemzusammenhang massgebend sind. Beziehungen zu anderen Informationen und Implikationen werden auf dieser Ebene allerdings nicht verlangt.
Beispiel: „Pflanzen gedeihen auf verschiedenen Böden unterschiedlich gut. Schwere Böden speichern mehr Wasser als leichte Böden. Wie wirkt sich das auf das Wachstum bestimmter Pflanzen aus, die viel bzw. wenig Wasser vertragen?"

Anwendung

Für die Anwendung wendet ein Schüler ein früher gelerntes Lösungsmodell für die Lösung eines konkreten und spezifischen Problems an. Er ist fähig, in einer neuen Situation, die so vorher nicht in einer Unterrichts- oder Ausbildungssituation vorgekommen ist, das Lösungsmodell anzuwenden.
Beispiel: „Es gibt chemische Stoffe, die auf die Pflanzen so wirken, dass alle Blätter abfallen (Entlaubung). Welche Folgen hat die Anwendung dieser Stoffe für die Pflanze?"

Analyse

Auf der Analyse-Stufe kann die Schülerin Texte, Verfahren, Geräte usw. in ihre Bestandteile zerlegen und bestimmen. Sie erkennt Aufbau, Strukturen und Zusammenhänge eines Sachverhalts.
Beispiel: Die Schülerin kann z.B. das Bestandhalten der Zauberformel erklären und Vor- und Nachteile des Konkordanzprinzips aufzeigen.

Evaluation

Finden eines Urteils bezüglich des Wertes von Material und Methoden, die für bestimmte Zwecke eingesetzt werden. Es sind immer mehrere Lösungen möglich. Die Auszubildende muss unabdingbar eine eigenständige Leistung vollbringen. Die Beurteilung ist ein kreativer Akt, bei dem verschiedene Elemente so kombiniert werden, dass eine neue Idee oder ein neues Gerät entsteht.

Beispiel: „Halten Sie das von ... beschlossene Programm zum Umweltschutz für ausreichend, und in welchen Punkten sollte es Ihrer Meinung nach ergänzt werden?"

Synthese

Die Synthese fordert von Lernenden, Elemente zu einem Ganzen zusammenzufügen. Zuvor identifizierte Teile bzw. Ideen werden neu geordnet und kombiniert. Das Lernmaterial soll zu einer Klarheit gebracht werden, die zuvor nicht bestanden hat. Bei der Synthese handelt es sich ebenfalls um eine Analyse, aber für die Problemlösung sind mehrere Varianten möglich, weil die Lösungskriterien nicht auf fest gültigen Regeln und Tatsachen beruhen.

Beispiel: „Pflanzen können sich nur ernähren, wenn sie gerade gewachsen sind. Wie lässt sich nachweisen, ob diese Aussage richtig oder falsch ist?"

Grafische Darstellung

   

Quellenangaben

Studienmaterial Master of Advances Studies IBBF
301_07_MAT_08 (c) Danielle Rosenbaum

nach: Dokumentation Berufsbildung 2003 (c)DBK

Grafik: nach Eisenbart, Handbuch „Offener Unterrichten", 2008


Zuletzt geändert: Freitag, 6. März 2015, 23:57