Sinn und Zweck
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SEM ist die Abkürzung für Schulisches Enrichment (Bereicherungs-) Modell. Das
SEM entwickelte sich in England und Amerika aus dem „Dreistufigen
Enrichment" der 70er Jahre, das ursprünglich ausserhalb des Unterrichts
stattgefunden hat. Das „Dreistufige Enrichment" umfasst:
- Schnupperangebote
- Projektbezogene Grundfertigkeiten
- Eigenständige Projekte (alleine oder in Gruppen)
Im SEM wird während des Schulunterrichts der Freiraum für
Schüler mit grosser Kreativität / Intelligenz geschaffen, in dem der
Unterricht komprimiert wird. Beim sogenannten Compacting geht es darum,
den Grundstoff in kürzerer Zeit zu lernen und somit Zeit für das
Enrichment anzubieten. Als weiteres Element dient das Portfolio, das die spezifischen Stärken, die Lernvorlieben, etc. eines Kindes aufzeigt um die Richtung der SEM Aktivitäten aufzuzeigen. Das
SEM stellt eine Möglichkeit dar, wie sich die Förderung zu
kreativ-produktiven Hochleistungen bei Schülern multiplizieren lässt, es
wurde durch zahlreiche Studien bestätigt.
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SEM im Lernatelier
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Im Lernatelier wird dieser Gedanke in verschiedener Weise aufgegriffen:
- Einzelne Kinder werden vom Unterricht dispensiert, um im
"externen" Lernatelier gefördert zu werden. Zieldabei ist, dass die
freigestellten Kinder nicht den Stoff nachholen, und somit bestraft
werden, sondern durch Compacting und Acelleration den nötigen Freiraum zu schaffen
- Schüler werden im Einzelmentorat begleitet, die passenden Fördermassnahmen zu finden und zu realisieren
- Lehrpersonen und Schulorganisationen werden unterstützt, um vermehrt SEM im Unterricht einfliessen zu lassen
- SEM Aktivitäten werden angeboten, um dort Möglichkeiten zu
schaffen, wo die Regelklassen strukturell oder organisatorisch nicht in
der Lage sind
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SEM Hauptebenen
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- Schulstrukturen (Basislehrplan, Enrichment-Gruppen und weiteren Fördermassnahmen)
- Unterstützende Komponenten (das Talent Portfolio, die
Individualisierung des Basislehrplans und Compacting, sowie Enrichment
Unterricht mit dem dreistufigen Enrichment) und
- Organisatorischen Komponenten (das Enrichment-Team, Lehrer-
und Elternfortbildung, Hilfsmittel und Ressourcen Enrichment
Spezialisten, partizipative Schulentwicklung).
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Grundidee, Ziel und Auswirkungen
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Zusammenfassend kann das SEM als Entwicklungstool für Schüler angesehen werden. Es geht darum
- das Talentpotenzial der SchülerInnen zu entwickeln, indem
deren Stärken systematisch erfasst, entsprechende Fördermassnahmen
eingesetzt und der Lehrplan und die Unterrichtszeit auf flexible Weise
differenziert werden
- die Schulleistungen der SchülerInnen in allen Schulfächern zu verbessern
- die Lernangebote aus dem Basislehrplan mit sinnvollen Fördermassnahmen anzureichern
- die Professionalität von Lehrpersonen zu erweitern, damit
sie eine führende Rolle bei der Planung von Lehrplan und
Fördermassnahmen sowie bei der Fortbildung auf lokaler Ebene übernehmen
können
- eine Lerngemeinschaft zu schaffen
- eine kooperative Schulkultur zu schaffen, die Lernenden,
Eltern, Lehrpersonen und SchulleiterInnen Partizipation und
Entscheidungsmöglichkeit gewährt
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Typ 1-Aktivitäten sind
eigentliche Schnupperangebote, die zu vermehrtem Engagement verführen
sollen. Sie ermöglichen den Lernenden, neue Erfahrungen in
verschiedensten Wissens- und Tätigkeitsgebieten zu machen, die nicht Teil des Basislehrplans sind. Das
Enrichment-Team organisiert und plant Typ I-Aktivitäten, indem es
Referenten einlädt, Vorführungen arrangiert, Ausflüge und Besichtigungen
ermöglicht oder indem es Filme, Videos, Dias oder ähnliches Material
bestellt und zugänglich macht.
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Definition
„Schnupperangebot": Erfahrungen und Aktivitäten verschiedenster
Art bringen SchülerInnen Fachdisziplinen, Themen, Standpunkte,
Beschäftigungen, Hobbys, Personen, Orte und Veranstaltungen näher, die
normalerweise nicht vom Lehrplan berücksichtigt werden.
Zielgruppen
- SchülerInnen im Talent Pool regelmässig
- Alle SchülerInnen periodisch
Ziele
- Den Horizont über den normalen Schulrahmen hinaus erweitern.
- Den Lehrpersonen Hinweise geben, die richtigen Entscheide
bezüglich passender Typ II-Aktivitäten und der Zuteilung der
SchülerInnen zu treffen
- Neue Interessen stimulieren und zu vertieften Aktivitäten alleine
- oder in Kleingruppen für Typ III-Projekte anregen
Kernideen
- Auseinandersetzung mit neuen Inhalten
- Anregende, motivierende Aktivitäten
- Erlebnisorientierung
- Öffnung der Lehrplaninhalte für ausserschulische Themen
- Angebot eines möglichst breiten Spektrums
- Berücksichtigung von Lernstilen / Multiplen Intelligenzen
- Kurze Dauer, keine Lektionsreihe
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Typ 2-Aktivitäten bringen
den SchülerInnen fortgeschrittene und möglichst professionelle Arbeits-
und Denktechniken näher, die ihnen die Arbeit an eigenständigen
Projekten ermöglichen sollen. Typ II-Aktivitäten bestehen aus
Materialen, weiterführenden Methoden und Lerntechniken, welche die
Entwicklung höherer kognitiver und affektiver Prozesse fördern. Typ II-Aktivitäten sind „gegen oben" offen und erlauben daher Lernenden, ihre Fähigkeiten so weit wie nur möglich zu entwickeln.
Definition
„Kochkurs": Unterrichtsmethoden und Materialen, die speziell die Entwicklung weiterführender Denkprozesse fördern.
Zielgruppen
- Alle SchülerInnen als Basistraining
- SchülerInnen im Talent Pool werden zusätzlich nach ihren individuellen Fähigkeiten und Interessen gefördert
Ziele
- Fähigkeiten in den Bereichen kreatives Denken, Problemlösen und kritisches Denken entwickeln
- Gefühle wie Empfindungsvermögen, Verständnis und Wertschätzung weiterentwickeln
- Lerntechniken wie Interviewen, Notizen machen, Klassifizieren und Analysieren von Daten usw. entwickeln
- Gebrauch von Quellen wie Nachschlagewerken, Fahrplänen, Internet, Zusammenfassungen, historischen Dokumenten usw. lernen
- Schriftliche, mündliche und visuelle Kommunikationstechniken
einsetzen können, um Vorträge und Präsentationen vor einer Zielgruppe
zu gestalten
Kernideen
- Inventar von Denk- und Prozesswerkzeugen
- Soziale Interaktion in Kleingruppen
- Planung von Fertigkeiten anhand der Spannbreite und der besten zeitlichen Abfolge
- Orientierung an Methoden und Materialien
- Einbettung von Methoden in ein Gesamtkonzept
Beispiele
- Fahrplankenntnisse
- Gesprächsregeln
- Wissenschaftliche Untersuchungen
- usw.
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Typ 3-Aktivitäten sind
eigenständige Projekte, die alleine oder in kleinen Gruppen durchgeführt
werden. Sie bestehen aus Tätigkeiten, in welchen SchülerInnen selber
zum Beispiel zu ForscherInnen oder SchriftstellerInnen werden und ein
selbst gewähltes echtes Problem oder Themenfeld mit geeigneten Gruppen
bearbeiten. Der Erfolg von Typ III-Aktivitäten hängt vom Interesse und
Durchhaltevermögen jedes einzelnen Kindes ab.
Definition
Eigenständige Untersuchungen oder künstlerische Projekte, wobei
die Lernenden eine massgebliche Rolle übernehmen. SchülerInnen sollen
denken, fühlen und handeln wie Profis im ausgewählten Gebiet.
Zielgruppen
Einzelne oder kleine Gruppen von SchülerInnen, die echtes
Interesse in einem Gebiet demonstrieren und willens sind, das Thema auf
anspruchsvolle Weise zu verfolgen.
Ziele
- Den SchülerInnen Gelegenheit geben, ihr Wissen, ihre
Interessen, ihre kreativen Ideen und ihr Engagement an einem selbst
gewählten Thema anwenden zu können
- Erweitertes Verständnis über Wissen und Methoden erwerben,
welche in verschiedenen Disziplinen, Kunstgebieten und
interdisziplinären Studien üblich sind. Es werden authentische Quellen
verwendet. Produkte entwickeln, die sich an eine Zielgruppe richten und
auf diese Wirkung zeigen sollen, also reale Veränderungen bewirken
- Fertigkeiten wie Planen, Organisieren, Ressourcengebrauch, Zeitmanagement, Entscheidungsfindung und Selbstevaluation entwickeln
- Engagement und Selbstvertrauen entwickeln sowie Fähigkeit,
wirksam mit anderen SchülerInnen, Lehrpersonen und Menschen im weiteren
Umfeld zu kommunizieren
Kernideen
- Learning by doing mit emotionalem Engagement
- Eigener Entschluss, ein Produkt oder eine Dienstleistung für eine geeignete Zielgruppe zu erarbeiten
- Rolle der SchülerIn ändert sich - vom Konsumieren zum aktiven Untersuchen und kreativen Produzieren
- Synthese von Inhalt, Prozess und persönlicher Betroffenheit
Beispiele
- Eine Weihnachtsgeschichte illustrieren, dann publizieren
- Eine Umweltaktion mit Folgen initiieren
- Eine Homepage für eine Non-Profit-Organisation gestalten
- usw.
Mentorate
SchülerInnen, welche Typ III-Projekte bearbeiten, werden durch eine geeignete Mentoratsperson betreut.
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Quellenangaben
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In Anlehnung an: Semesterprojekt Master of Advances Studies IBBF Modul 301 Babette Jöchle
Quellen: Renzulli, J. S., Reiss, S. M., & Stedtnitz, U. Begleitband zum Schulischen Enrichment Modell SEM
Renzulli, J. S., Reiss, S. M., & Stedtnitz, U. (2001). Das Schulische Enrichment Modell SEM. Aarau / Schweiz: Sauerländer Verlage AG
Mauensee, T. F. (2007). Schule Mauensee. Von http://www.schulen-luzern.ch/mauensee/pdf_files/FAN_Konzept.PDF abgerufen |